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Linearfaktordarstellung einer Polynomfunktion beliebigen Grades

Viele Polynome kannst du als Produkt der Form f(x)=a(xN1)(xNn) darstellen. Hierbei sind N1 bis Nn die Nullstellen der Funktion f und a.

Diese Darstellung heißt Linearfaktordarstellung.

(xN1), (xN2),..., (xNn) heißen Linearfaktoren.

Bringt man ein Polynom in seine Linearfaktordarstellung, so nennt man diesen Vorgang Linearfaktorzerlegung.

Beispiel:

f(x)=2x24x6 kann umgeformt werden zu

f(x)=2x24x6=2a(x(1))Linearfaktor(x3)Linearfaktor

Die Funktion hat die Nullstellen N1=1 und N2=3.

Für Polynome, bei denen eine solche Darstellung nicht möglich ist, gibt es eine Darstellung, die der Linearfaktordarstellung ähnlich ist:

f(x)=a(xN1)(xNk)(Restglied),

Das Restglied ist wieder ein Polynom, welches keine reellen Nullstellen hat und daher nicht weiter zerlegt werden kann.

Beispiel:

f(x)=x32x2+3x6 kannst du zerlegen in

f(x)=x32x2+3x6=1a(x2)Linearfaktor(x2+3)Restglied

(x2+3) hat in den reellen Zahlen keine Nullstellen, da

x2+3=0x2=3

nicht weiter lösbar ist.

Bestimmung der Linearfaktordarstellung

Geschicktes Umformen

Versuche als erstes, ob du durch geschicktes Ausklammern und/oder Einsatz der binomischen Formeln dein gegebenes Polynom in eine Linearfaktordarstellung bringen kannst.

Beispiel: f(x)=3x33x

Durch Umformen erhältst du:

f(x)=3x33x

Klammere 3x aus.

=3x(x21)

x21 ist eine binomische Formel. Schreibe diese um.

=3x(x1)(x+1)

Die Linearfaktordarstellung ist also f(x)=3(x0)(x1)(x+1)

Nullstellenbestimmung

Wenn du mit geschicktem Umformen nicht weiterkommst, bestimme alle Nullstellen.

Bilde ein Produkt aus den Linearfaktoren der Nullstellen und überprüfe, ob dieses Produkt deiner Funktion f entspricht. Passe, wenn nötig, die Linearfaktordarstellung ein wenig an.

  • Gegebenenfalls kommen manchen Linearfaktoren mehrfach vor, je nach Vielfachheit der Nullstelle.

  • Füge, wenn nötig, einen geeigneten Faktor a hinzu.

Beispiel: f(x)=2x212x14

Berechne mit der Mitternachtsformel oder der pq-Formel alle Nullstellen der Funktion. Mit der Mitternachtsformel ergeben sich folgende Nullstellen x1 und x2:

x1,2=(12)±(12)242(14)22
=12±144+1124
=12±2564
=12±164

x1=12164=44=1 und x2=12+164=284=7

f enthält in der Linearfaktorzerlegung also die Linearfaktoren (x(1)) und (x7). Teste, ob (x(1))(x7)=f(x) ist:

Probe:

(x(1))(x7)=(x+1)(x7)
=x2+x7x7
=x26x7f(x)

(x+1)(x7) unterscheidet sich nur um den Faktor 2 von f(x). Multipliziere mit 2, um die Linearfaktordarstellung von f zu erhalten:

2(x+1)(x7)=2(x26x7)=2x212x14 =f(x)

f hat also die Linearfaktordarstellung f(x)=2(x+1)(x7).

Linearfaktordarstellung in Abhängigkeit der Nullstellen

Im Allgemeinen hat ein Polynom n-ten Grades die Form

anxn+an1xn1+an2xn2++a1x+a0

und besitzt maximal n Nullstellen. 

Es lassen sich nun 2 Fälle unterscheiden:

  1. Entweder das Polynom hat n Nullstellen, wenn man mehrfache Nullstellen dabei auch mehrfach zählt, (es müssen also nicht n verschiedene Nullstellen sein)

  2. oder das Polynom hat trotz Zählung aller Nullstellen mit ihren Vielfachheiten immer noch weniger als n Nullstellen.

Beispiele

Polynom n-ten Grades hat n Nullstellen:

  • Das Polynom 2x24x6 von oben hat den Grad 2 und zwei Nullstellen, und zwar 1 und 3.

  • Das Polynom x22x+1 hat den Grad 2 und eine doppelte Nullstelle, und zwar die Zahl 1.

Polynom n-ten Grades hat weniger als n Nullstellen:

  • Das Polynom x32x2+3x6 von oben hat den Grad 3 und nur eine Nullstelle, und zwar die Zahl 2.

n Nullstellen

Wenn f ein Polynom n-ten Grades mit n Nullstellen ist und mehrfache Nullstellen auch mehrfach gezählt werden, dann gibt es eine Linearfaktorzerlegung von f. f lässt sich also umformen zu

f(x)=a(xN1)(xNn)

mit N1,,Nn als Nullstellen des Polynoms (wobei auch mehrere Nullstellen gleich sein können). 

Beispiele

1. f(x)=3x33x

Linearfaktordarstellung:

f(x)=3(x+1)(x+0)(x1)

Bild

2. f(x)=x32x2

Linearfaktordarstellung:

f(x)=1(x0)(x0)(x2)

Bild

3. f(x)=2x3

Linearfaktordarstellung:

f(x)=2(x0)(x0)(x0)

Bild

Weniger als n Nullstellen

Im Allgemeinen kann man über den reellen Zahlen aber nicht davon ausgehen, dass ein Polynom seinem Grad entsprechend viele Nullstellen besitzt (z. B. besitzt x2+1  überhaupt keine Nullstellen, hat aber Grad 2).

Für solche Polynome gibt es eine Darstellung, die der Linearfaktordarstellung ähnlich ist:

f(x)=a(xN1)(xNk)(Restglied),

wobei das Restglied wieder ein Polynom ist, welches allerdings keine reellen Nullstellen besitzt.

Das Restglied lässt sich zum Beispiel mithilfe der Polynomdivision berechnen, indem man das Ausgangspolynom durch die zu seinen Nullstellen gehörenden Linearfaktoren teilt.

Beispiel

f(x)=x41=1(x1)(x+1)(x2+1)
7951_VdPd6JCBnX.xml

Außerdem lässt sich das Restglied selbst als Produkt von Polynomen vom Grad 2 schreiben.

Vorteile der Linearfaktordarstellung

Ablesen der Nullstellen des Polynoms

Liegt ein Polynom in Linearfaktordarstellung vor, so kann man an ihm ohne weitere Rechnung die Nullstellen und ihre Vielfachheiten ablesen, da in jedem Linearfaktor eine Nullstelle steht.

Beispiel

f(x)=x3x22x=(x(1))(x0)(x2)
8169_v3ksUcOriu.xml

Vereinfachen von Bruchtermen   

Die Linearfaktorzerlegung ist eine wichtige Technik im Umgang mit Bruchtermen.

1) Die Linearfaktorzerlegung verwandelt eine Summe oder Differenz in ein Produkt. Nur aus Produkten heraus kann man kürzen, nicht aus Differenzen oder Summen. Das Kürzen vereinfacht den Term oft erheblich.

Beispiel

x3x22xx2x2=(x+1)x(x2)(x+1)(x2)=x

2) Will man den Hauptnenner zweier oder mehrerer Bruchterme bestimmen, muss man zunächst die Nenner der Brüche faktorisieren. Dazu benötigt man ihre Linearfaktordarstellung.

Beispiel

x2+10x2x2+x7x2+x

soll zusammengefasst werden. Mithilfe der Linearfaktordarstellung erkennt man den Hauptnenner und kann die Terme gleichnamig machen:

x2+10x2x2+x7x2+x=x2+10(x+1)(x2)+x7x(x+1)
=(x2+10)x+(x7)(x2)x(x+1)(x2)

3) Durch Kürzen des Funktionsterms kann man bei gebrochenrationalen Funktionen gegebenenfalls die stetige Fortsetzung ermitteln.

Beispiel

f(x)=x3x22xx2x2=(x+1)x(x2)(x+1)(x2)=x

ergibt, dass

f~(x)=x

die stetige Fortsetzung von f ist.

Übungsaufgaben

Weitere Aufgaben zum Thema findest du im folgenden Aufgabenordner:
Aufgaben zur Linearfaktorzerlegung


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